Sagen

Pilsner Alchimisten

Die Regierungszeit von Rudolf II machte nicht nur Prag berühmt, sondern auch viele Städte und Herrensitze in Böhmen durch berühmte Namen der Künstler, Wissenschaftler sowie Scharlatane. Die Goldene Zeit der Suche nach Lebenselixier und der künstlerischen Erzeugung von Edelmetallen kam auch nach Pilsen.

Unter dem Kaiser Rudolf II verbreiteten sich in Böhmen in ungewöhnlichem Maße Alchimie und Versuche der Golderzeugung. Nach den Traditionen der Familien Stehlik von Cenkov und Treustätt war ein Mitglied des Geschlechtes ausgezeichneter Astronom und Astrologe und hatte angeblich gute Beziehungen mit dem berühmten Astronomen Tycho de Brahe, der ihn mehrmals in Pilsen besuchte. Stehlik hatte seine Sternwarte in der Saska Straße. Hier errichtete er auch in seinem Haus eine Küche, in der er versuchte, Gold zu erzeugen. Dazu überredete ihn angeblich der Alchimist Skot (vielleicht Alessandro Scotto, der am 14. August 1590 in Prag ankam?). Er kam jedoch zu keinen Ergebnissen und erkannte, dass er von diesem Alchimisten-Schwindler getrogen wurde.

Auch im Rihovsky Haus wohnte ein Alchimist. Über eine geheimnisvolle alchimistischen Werkstatt im Rihovsky Haus, das sich an der Ecke der heutigen Presovska Straße und des Markplatzes befand, erzählte der Schulmeister Beringer, dessen Vater – Mützenmacher lange in diesem Haus wohnte. Das gleiche schilderte auch der Spielwarenerzeuger Kren, der seinen Laden im erwähnten Haus hatte.

Vor längst zog nach Pilsen – es ist nicht bekannt woher – ein Herr, er siedelte in der Stadt und wohnte im altertümlichen Rihovsky Haus. Er heiratete eine reiche bürgerliche Tochter, die jedoch bald starb.

Danach führte er ein einsames und absonderliches Leben. In seiner großen Wohnung lebte er nur mit einem alten Diener und niemand durfte zu ihm kommen. Er bereitete für arme Menschen Arzneien zu, er befasste sich angeblich auch mit Golderzeugung mit Hilfe des Teufels, dem er sich verschrieb. Einmal kam der Diener ins Rathaus und teilte mit, dass sein Herr in seiner Werkstatt erwürget liegt und um seinen Hals eine Furche hat wie vom Feuer. Das Rathaus entsendete einen Arzt und einen Schreiber mit Antreiber und sie fanden ihn wirklich tot, wie der Diener sagte. In der Werkstatt auf dem Tisch lagen viele unterschiedliche seltsame Gefäße, eines enthielt wirklich Edelgold. Die Schätze, über die in der Stadt erzählt wurde, wurden jedoch nicht gefunden.

Der Diener wurde im Rathaus verhört und erzählte, dass sein Herr oft nachts in den Keller ging, wohin niemand gehen dürfte, und er trug dorthin Pakete. Den Schlüssel von diesem Keller hatte nur sein Herr allein. Nach seinem Tod ließen seine Verwandten im Keller nach einem Schatz suchen. Sie fanden in der Wand eine Nische, wo wirklich eine Truhe mit Goldstücken gefunden wurde. Sie verteilten sich das Gold untereinander.


Im Jahre 1995 erschien in der Pilsner Verlagsbuchhandlung Vesely das Buch „Goldenes Buch der Pilsner Sagen“ von Vladimir Havlic. Dieses Buch entstand nach der Schiebls Sammlung „Pilsen in Sagen, Legenden, Traditionen und Necken“. Die Publikation erschien unter finanzieller Unterstützung der Sparkasse Ceska sporitelna a.s., Filiale Pilsen anlässlich des 700. Jahrestages der Gründung der Stadt Pilsen.