Sagen
Zumbera und Smorabus
Zumbera und Smorabus sind zwei legendäre Figuren der Pilsner Sagen. Der erste ist sehr gut bekannt, denn seine Statue kann man noch heute an der Front des Hauses neben dem Rathaus sehen. Der zweite – Smorabus – wäre vielleicht in völlige Vergessenheit gerieten, wenn es die Einträge von Jaroslav Schiebel nicht gewesen wäre.
Der ältere Zumbera war nach der Erzählung einer neunzigjährigen Frau, die von Ladislav Labek aufgezeichnet wurde, ein Raubritter. Er hatte seinen Sitz auf der Burg bei Litice und bildete mit Peda auf Pecihradek und Radous auf Radyne ein Trio gefürchteter Abenteurer. Die Wirklichkeit soll jedoch anders sein. Zumbera sollte ein Symbol für die Marktordnung sein, wer heute weiß … Auf alten Fotos kann man heute seine Statue an der Brunnensäule sehen, die in der nordöstlichen Ecke des Marktplatzes stand. Für alte Pilsner hatte dieser Brunnen eine besondere Bedeutung:
Bis zur Auflösung des Zumbera-Brunnens wurde jeder ordentliche Pilsner mit Zumberas Wasser getauft, weil das Taufwasser von der Sakristei des Pfarrerdoms gerade aus dem Zumbera-Brunnen genommen wurde, dieser Brunnen stand nämlich am nächsten. Das ehrenwürdige schon hundertjährige Kännchen, mit dem diese Zeremonie vorgenommen wurde, befindet sich im Völkerkundlichen Museum.
Historisch jünger ist die Figur Smorabus, die im Vergleich mit Zumbera mit keinem Geheimnis verhüllt ist. Es handelt sich nämlich um eine Figur, deren Existenz belegt ist. Das Schicksal von Smorabus wurde mit dem Schicksal der Pilsner Scharfschützen verbunden. Im Schiebls Buch Der Bürger in Rüstung wird an Smorabus erinnert und werden hier auch Einzelheiten über die Funktion erwähnt, die er in Pilsen ausübte. Bevor das Pilsner Maria-Magdalena-Spital niedergerissen wurde, erzählte im Jahre 1882 die verarmte Bürgerin Smuraviova darüber, wie der Name Smorabus entstand.
In den früheren Jahren, wenn immer die Scharfschießer gezogen waren, sprang vor der Musik ein Korpsdiener in der Harlekinverkleidung mit Pritsche in der Hand, mit der er beim Scheibenschießen zeigte, wohin der Schuss traf. In Pilsen nannte man diesen Diener allgemein und einfach nur Smorabus und es war gleich, wie sein Familienname lautete. Diesen Namen erhielt er wie folgt: In Pilsen lebte vor mehr als 200 Jahren eine reiche und verehrte Familie Smuravia, deren Mitglieder Ratsherren und manchmal auch Bürgermeister waren. Mit der Zeit wurde die Familie Smuravia infolge verschiedener Unfälle und Unglücke arm, und ein Familiennachkomme wurde gezwungen, die Dienerstelle bei den Scharfschießern zu nehmen. Als Diener wurde er dank seiner lustigen Tanzsprünge vor der Musik bei verschiedenen Festen berühmt, und das Publikum verstümmelte seinen Namen auf Smorabus. Diese Benennung wurde dann auf alle Diener des Schießerkorps übertragen.
Im Jahre 1995 erschien in der Pilsner Verlagsbuchhandlung Vesely das Buch „Goldenes Buch der Pilsner Sagen“ von Vladimir Havlic. Dieses Buch entstand nach der Schiebls Sammlung „Pilsen in Sagen, Legenden, Traditionen und Necken“. Die Publikation erschien unter finanzieller Unterstützung der Sparkasse Ceska sporitelna a.s., Filiale Pilsen anlässlich des 700. Jahrestages der Gründung der Stadt Pilsen.